Visitenkarten / Business Cards

Viel Besonderheit, Individualität und Information im Scheckkartenformat. Ich möchte euch ein paar ausgewählte Projekte rund um die Gestaltung von Visitenkarten vorstellen und auch einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte der kleinen Kärtchen geben.

Einleitung

Es stellt sich die Frage ob, das Prinzip der Visitenkarte nicht schon längst durch die ständige Digitalität überholt ist oder gerade dadurch wieder zu einem wichtigen haptischen Faktor in der Kommunikation rund um die eignende Persönlichkeit wird.

Was jedoch immer Gülitigkeit hat solange es Visitenkarten gibt:

In den letzten zwei Jahren wurden wir häufiger denn je für die Gestaltung von Visitenkarten beauftragt. Woran das liegt, können wir nur vermuten. Wir freuen uns jedenfalls, dass die Gestaltung auf kleinstem Raum wieder in unser Arbeitsportfolio eigezogen ist. Wagen wir an dieser Stelle einen kleinen Blick in die Historie der Visitenkarten. Ich habe ein paar Informationen zusammengestellt, welche natürlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Jedem, der sich ausführlicher mit dem Thema Visitenkarten beschäftigen will empfehle ich diese drei Quellen:

Zusammenfassung Geschichte

Weder der genaue Ursprung der Visitenkarte, noch ihr Erfinder ist geschichtlich belegt oder nachvollziehbar. Das erste belegbare Aufkommen der uns bekannten Visitenkarte wird auf den Anfang des 17. Jahrhundert datiert. Damals wurden die kleinen Kärtchen noch nicht Visitenkarten genannt, sondern „Besucherkarten" oder im Englischen „Calling Cards“ Jedoch gibt es eine eindeutige namentliche Verbindung, denn im Lateinischen wurde der Besuch „visita“ genannt. Zum Einsatz kamen die Karten z.B. beim Adel im damaligen Frankreich, Österreich und England. Sobald ein Besucher eines namhaften Hauses seine Visite ankündigen wollte überreichte man seine Karte dem zuständigen Dienstboten, welcher die Karte auf einem Silbertablett der Herrschaft überreichte. Die Karte hatte somit eine Ankündigungsfunktion, um mitzuteilen, dass man angekommen sei oder bald wieder abreisen würde. (www.spiegel.de)

Die Gestaltung der Visitenkarte durchlief auch unterschiedliche Moden. So wurde im 19. Jahrhundert die Besucherkarten in der Gestaltung immer spartanischer. Zuvor waren diese noch reich verziert, jedoch veränderte sich die Größe der der Karte deutlich. Für Herren wurde die Standardgrößen auf 10,5 x 6,5 cm festgelegt. Die Damen mussten sich mit einem Format von 5,0 x 8,0 cm zufrieden geben. Sogar der damalige Kaiser Wilhelm konnte es sich nicht nehmen lassen ein eigenes Format für seine Karte festzulegen: 12,0 x 6,5 cm. Die Kartengröße blieb jedoch modeabhängig. So bevorzugte man in Frankreich zur gleichen Zeit eher lange, schmale Karten, in England kleine und in Amerika quadratische Formate. (www.grin.com)

In den 90er Jahren wurde die Visitenkarte wahrlich zum Statussymbol bei Führungskräften und Business Leuten. Welchen Rang und Namen wurde nicht mehr z.B. nur noch darüber bestimmt, in welchen teuren Restaurants jemand verkehrte, sondern auch an der Papierqualität und dem Druck der Businesscard. Ad absurdum wird der Visitenkarten Wahnsinn der 90er Jahre in der berühmten Visitenkarten-Szene in der Verfilmung von Bret Easton Ellis' Roman "American Psycho“ geführt. (www.spiegel.de)

Kunde: Blue Saloon

Für die Berliner Indie Singer Songwriter Band Blue Saloon konnte ich mich so richtig künstlerisch auslassen.Verbunden durch die gemeinsame Leidenschaft zur Folk- und Rockmusik der 60er und 70er Jahre, kennzeichnet das Singer-Songwriter Duo insbesondere ihr zweistimmiger Gesang und ein charismatischer Banjo-Sound.

Gestaltung

So wie die Musik sollte auch das KeyVisual vom Blue Saloon ganz im Zeichen von handmade gehalten werden. Schnell wurde klar, dass mit einer Aquarell-Technik Farbverläufe gemalt werden sollten die für die Visitenkarte wie auch für das gesamte Artwork eingesetzt wurden. Dann hieß es nix wie ran ans Papier, Pinsel und Tuschkasten. Entstanden sind eine Reihe von Visulas in blauer Grundstimmung mit gelben und orangenen Akzenten. Für den Schriftzug Blue Saloon wurde die Schrift Yeseva One ausgewählt. Sie sollte den handmade-harakter der Farbverläufe und die Vibes der 60/70er Jahre aufgreifen. Um die Aquarell-Farbverläufe noch stärker auf den Visitenkarten hervorzuheben, wurde die Veredlung eines partiellen glänzenden UV-Lacks gewählt. Die Visitenkarten und auch das Key Visual wurden zum Release des ersten Albums: How we get by entworfen.

Druck

Kunde: Anna Finke

Die Kunstsachverständige Anna Finke arbeitet mit ihrem Vater gemeinsam im Familienunternehmen Kunstsachverständige Finke. Anna war es besonders wichtig, das die neuen Visitenkarten aus hochwertigen Material und besonders in der Ausfertigung sind.

Gestaltung

Somit beschloss ich, dass die Gestaltung der Visitenkarten eher zurückhaltend und schlicht gehalten werden sollte, um der Papier-veredlung (zwei Papiere aufeinander zu kaschieren) den nötigen Wirkungsraum zu geben. Angelehnt an die bestehende Webseite wurde von mir ein warmes grau mit einem intensiven dunklen Blau kombiniert. Die Herausforderung war es eine Schrift zu finden, die zum einen die Kunst-Branche und zum anderen Annas Persönlichkeit widerspiegelte. Geworden ist es die Font Libre Baskerville. Sie ist minimal verspiel, gleichzeitig sehr gut lesbar und nicht zu nüchtern. Die Wirkung der Serifen-Schrift wird durch Letterpress-Druck noch stärker hervorgehoben.

Kunde: Sylvana Trensch

Sylvana Trensch arbeitet als selbständige Kunstsachverständige, sie bewertet historische Kunstgegenständen auf ihre Echtheit und deren Wert. Kunden von ihr sind neben Privatpersonen, Auktionshäuser und Museen.

Gestaltung

Bei der Gestaltung der Visitenkarte lag das Hauptaugenmerk auf der Überarbeitung des Familienwappens von Silvana. Das ursprüngliche Wappen zeigte einen Schornsteinfeger auf einem Schornstein. Für die Visitenkarten sollte jedoch das Wappen - welches von ihrem Großvater gezeichnet wurde - neutraler und vereinfachter dargestellt werden. Das Mittelteil des Wappens und auch der Großteil der verzierenden Akanthusblätter wurden im Original mit silberner Farbe ausgemalt. Dieser edle Effekt sollte über eine partielle Sonderfarbe im Druck erhalten werden. Das Wappen wurde von mir durch das Programm ProCreate auf dem iPad Pro mit unterschiedlichen Ebenen nachgezeichnet und reduziert. So konnte für den Druck die Sonderfarbe als separate Ebene exportiert werden. Durch die Verwendung von Silver und Anthrazitgrau wirkt das Wappen sehr hart, deshalb wurde für den Hintergrund eine warme Eierschalenfarbene ausgewählt. Die verwendete Serifen-Schrift Alice sollte zum einen den historischen Styl des Wappens aufnehmen und durch ihre weiche abgerundeten Zügen die Brücke zur heutigen Zeit schlagen.

Kunde: Riptide

Filme sind die Leidenschaft von Riptide - Filmmakers . Die Filmmakers versuchen klassische Image- oder Produktfilme mit einem Schuss "Extra" zu versehen. Diesen Schuss „Extra" sollten auch für die Umsetzung der Visitenkarten umgesetzt werden.

Gestaltung

Die Vorderseite der Visitenkarte ziert eine brechende Welle, die an die große Welle vor Kanagawa erinnern sollte. Diese Welle ist nicht nur das KeyVisual von Riptide, sondern gleichzeitig auch das Logo. Ein weiteres Gestaltungselement sind die Pluszeichen die auf der Vorderseite wie auch auf der Rückseite jedoch in unterschiedlicher Ausführung zu finden sind. Die Rückseite nimmt die Farbigkeit der Vorderseite auf und mischt das akzentstarke Orange mit dem warmen Anthrazit grau. Als Schuss „Extra“ haben ich mich für eine partielle Lackierung in Form von Pluszeichen entschieden. Das besondere an dieser Lackierung ist, dass diese wirkt wie ein Relieflack ohne darunterliegendem farbigen Druck. Als Schrift wurde die klare und moderne DIN Alternate ausgewählt.

Kunde: Brillenschatz

Bei Brillenschatz in der Potsdamer Straße kannst du außergewöhnliche, original, ungetragene Vintage Brillen und Sonnenbrillen finden. Das Sortiment reicht von Cartier, Matsuda, Ray Ban und C.Dior. Alle wichtigen Designer, Modelle und exklusive Materialen wie Büffelhorn, Feingold oder Holz sind vertreten.

Gestaltung

Im Vordergrund der Gestaltung stand das Herausstellen der unterschiedlichen Brillen-Formen, die im Sortiment von Brillenschatz zu finden sind. Somit wurde ein Dynamisches Logo entwickelt, welches aus einem statischen Schriftzug mit frei kombinierbaren Brillenformen besteht. Die ausgewählte Schrift Geared Slab greift die Vintage-Ästhetik der Brillen auf und bekommt durch ihre markanten Serifen industriellen Touch.

Für die Visitenkarten wurden aus acht Brillenformen die folgenden vier ausgewählt: Round, Cat-Eye, Extravagant und Square. Der Verkäufer kann somit nach jedem Beratungsgespräch individuell entscheiden welche Visitenkarte er aushändigt und geht somit in der Beratungssituation durch seine Erfahrung auf jeden Kunden persönlich ein.

Kunde: Raphaeldesign

Der Designer Raphael Springmann entwirft und baut unter dem Namen Raphael Design ganze Häuser, spezielle Einrichtungen, einzelne Möbel und Objekte. Sein Fokus jedoch liegt auf maßgeschneiderten individuellen Küchen. Gezeichnet, geplant und aufgebaut wird alles aus seiner Hand.

Gestaltung

Raphael war es wichtig, wie es ihm auch bei der Gestaltung seiner Küchen ist, dass die Gestaltung seiner Visitenkarten das Gestaltungsprinzip der Natürlichkeit und Ursprünglichkeit wiederspiegeln. Daher wurde ein offenporiges Papier gewählt, welches durch seine Papierstärke von 380g gut in der Hand liegt. Die drei Wappen, die Raphael bereits in den 80er Jahre für sich entwickelte, wurde durch eine Bildprägung auf der Vorher- und Rückseite perfekt in Szene gesetzt. Die Visitenkarten haben mit 4,0 cm Breite und 8,5 cm Höhe ein sehr schmales Hochformat. Durch dieses Format unterscheidet sich die Karte deutlich durch die Haptik. Die Logoschrift Garamond wird mit der zurückhaltenden XY-Font gemischt. Der gesamte Schriftsatz wurde durch einen händischen Blocksatz gesetzt, welcher eine optimale Linienführung auf der schmalen Visitenkarte garantiert.

Hier gehts zum Artikel zum Corporate Design von Raphael Design